Mittwoch, 27. Oktober 2010

Profilneurosen und deren u. a. wirtschaftliche Folgen für den Arbeitgeber

Bei der Eingabe des Begriffes "Profilneurose" landet man bei Wikipedia schnell auf der Verlinkung "Geltungssucht", dieser definiert den Begriff wie folgt:
Ein übersteigertes Bedürfnis nach Geltung wird als Geltungssucht bezeichnet.[4] Der Begriff ist negativ besetzt, da diese Personen sich gegenüber anderen Personen unbedingt abheben bzw. über ihnen stehen möchten und aus dieser Position heraus den Großteil ihres Selbstbewusstseins ziehen.
In Zusammenhang mit Geltungssucht wird auch häufig von einer Profilneurose gesprochen, wobei das Wort nahelegt, dass es sich um einen psychiatrischen oder psychologischen Fachbegriff handele (und daher um eine behandlungsbedürftige narzisstische Persönlichkeitsstörung).

Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Geltung


Die Frage, die ich mir stelle ist, warum gibt es in jeder (Zwangs-)Gemeinschaft wie z. B. unter Arbeitskollegen, Nachbarschaften, Bekannten etc. immer mind. ein Exemplar dieser possierlichen Spezies?

Lange Zeit habe ich versucht zu verstehen, warum gewisse Personen so handeln, wie sie eben handeln und agieren. Haben diese Personen als Kind nicht genug Aufmerksamkeit erhalten? Hatten keine Freunde? Geht es Ihnen eigentlich schlecht und sie gleichen dies nur aus?

DAS habe ich jetzt aufgegeben. Schließlich trifft man in seinem Leben immer und immer wieder auf solche Menschen. Vorwiegende im Job. Auffällig ist jedoch, dass es meist kleine, unscheinbare Personen (Männlein wie Weiblein) sind, die optisch nicht viel hermachen und entweder persönlich extrem unsympathisch sind oder eben extreme Einzelgänger/-kämpfer, die niemanden neben oder über sich dulden können und Erfolge nur vordergründig teilen und versuchen, andere gezielt zu manipulieren. In der Gemeinschaft werden sie verachtet, niemand möchte eigentlich etwas mit ihnen zu tun haben und Meetings, welchen diese Person beiwohnt bzw. welche diese sogar leitet, werden bereits im Vorfeld als extrem anstrengend betrachtet - was sich auch jedesmal aufs neue Bewahrheitet. Nicht im Sinne der Self-fulfilling Prophecy, sondern wirklich und wahrhaftig hat diese Person zu jedem Thema eine extra (ausführlich) Meinung, die während des Meetings bzw. des Monologs dieser Person auch immer wieder widerholt wird. Das andere Teilnehmer bisweilen schon genervt die Augen verdrehen, wird ignoriert. Auch negatives Feedback im alltäglichen Umgang wird absolut übersehen. Kontrollzwang, um nicht zu sagen Kontrollwahn sind diesem Verhalten immanent. Was jedoch auch von dieser Person absolut NICHT reflektiert wird. Im Gegenteil wird oftmals gegenüber der Obrigkeit (sofern es noch eine Hirarchie gibt) ein extremes Arbeitspensum sowie unfähige Mitarbeiter deklariert, die für dieses verantwortlich sind. Das nicht wirklich Delegiert wird, sondern Anweisungen an Mitarbeiter nur zu Kontrollzwecken genutzt werden, bleibt ebenfalls unreflektiert. Leider wird dieses Verhalten in den meisten von mir beobachteten Fällen von der Obrigkeit (nächsten Hierarchiestufe) toleriert bis gefördert - solange die Leistung stimmt. Dieses Verhalten hat viele Folgen.
  1. Mitarbeiter
    Der Leitende MA ist niemals mit der Arbeit seiner Mitarbeiter zufrieden. Schließlich hat er sie nicht selbst gemacht bzw. haben die Mitarbeiter in den seltensten Fällen den Raum und die Zeit, die Arbeit korrekt zu erledigen. Zu eng gesteckt sind die Kontrollmechanismen des Leitenden MA. Diese führt natürlich bei den Mitarbeitern zu Verunsicherung, dann zu Frustration und sogar Situationen, die an Mobing grenzen (durch den Leitenden MA = Aufgaben werden so delegiert bzw. falsch delegiert, dass diese einfach nicht zu erledigen sind). Letztendlich läuft hier der Mitarbeiter entweder in die Resignation, da auch die nächst höhere Instanz bereit ist, etwas zu ändern bzw. keinen Grund dafür sieht. Im schlimmsten Fall droht hier ein Burnout.
  2. Leitender MA
    Dieser möchte natürlich - aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur - nur das Beste erreichen und Erfolg um jeden Preis. Da er nun niemandem, außer sich selber, dies zutraut, wächst der Druck auf die Mitarbeiter und letztendlich steigt sein eigenes Arbeitspensum ins unermessliche, da er der irrigen Meinung ist, alles alleine erledigen zu müssen. Seiner Meinung nach fühlt auch der Leitende MA, genau wie sein Mitarbeiter, sich alleine gelassen. Folgen sind genau die selben wie oben: Verunsicherung, Frust und letztendlich Burnout.
Schuld sind oft fehlende Strukturen, unklare Weisungsbefugnisse, spontane Fallentscheidungen und keine klaren Regeln/Verfahrensanweisungen. Diese Rahmenbedingungen kann und sollte im eigenen Interesse meiner Meinung nach nur einer schaffen: Der Arbeitgeber. Dieser sollte hier viel stärker seitens z. B. des Betriebsrates in die Pflicht genommen werden, auf eine gesunde Arbeitsumgebung seiner Mitarbeiter zu achten. Ich nenne das gerne auch Personalhygiene. Dies kann man recht einfach durch klare Strukturen und Konsequenz erreichen. Sprich: Erfolge müssen belohnt werden (hier gibt es mannigfaltige Möglichkeiten: Prämien, zusätzliche Urlaubstage, andere Goodies etc.). Misserfolge müssen offen diskutiert werden, dem MA Hilfestellung gegeben werden wenn nötig. Aber genauso muß Fehlverhalten konsequent sanktioniert werden. Sprich: Kommt der Leitende MA z. B. zu spät, müssen hier die selben Mechanismen greifen, wie wenn der Sachbearbeiter zu spät kommt. Es muss also vor allem durch alle Schichten gerecht zugehen. Schließlich ist am Ende der Arbeitgeber der Dumme, der auf beiden Seiten - Leitender MA und MA - durch Burnout oder erhöhte Fluktuation die Kosten zu tragen hat. Ganz zu schweigen von dem sich mit jedem langfristig erkrankten/scheidenden MA dezimierenden KnowHow.

Fazit: Man bekommt immer genau das, was man sich erzieht (verdient hat?) - auch als Arbeitgeber! Und nachweislich sind zufriedene Arbeitnehmer zu mehr Leistung bereit als unzufriedene. Und um das zu erkennen reicht m. E. der gesunde Menschenverstand. Aber genau diesen vermisse ich heute immer öfter in deutschen Unternehmen bzw. der Gesellschaft grundsätzlich ...

Soweit meine Gedanken zum Tage! ;-)

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